Apples Reparaturprogramm: Was wurde aus dem Vorhaben?

Im August letzten Jahres kündigte Apple das Independent Repair Provider Program an. Im Zuge dieses Reparaturprogramms macht das Unternehmen Originalersatzteile auch für unabhängige Reparaturwerkstätten zugänglich. Denn aktuell kommen weder Werkstätten noch Privatpersonen an Originalersatzteile. Wir haben uns angeschaut, was aus dem Vorhaben und den damit verbundenen Versprechen geworden ist.

Im August letzten Jahres kündigte Apple das Independent Repair Provider Program an. Im Zuge dieses Reparaturprogramms macht das Unternehmen Originalersatzteile auch für unabhängige Reparaturwerkstätten zugänglich. Diese können sich unter Einhaltung einiger Auflagen zertifizieren lassen, um dann künftig Originale nutzen zu können. Denn aktuell kommen weder Werkstätten noch Privatpersonen an Originalersatzteile. Nur Apple selbst und einige wenige autorisierte Service-Anbietern (Apple Authorized Service Provider) haben Zugang zu den begehrten Originalen. Alle anderen Kunden greifen auf die am Markt alternativ erhältlichen iPhone Ersatzteile zurück. Wir haben uns angeschaut, was aus Apples Reparaturprogramm und den damit verbundenen Versprechen geworden ist. 

Zugänglichkeit des Programms

Das Programm wurde im August 2019 angekündigt und ist im Herbst gestartet. Anfänglich konnten sich nur Werkstätten aus den USA zum Reparaturprogramm anmelden, weitere Länder sollten folgen. Bisher gibt es allerdings noch keine Öffnung des Programms für andere Länder. Im Februar 2020 hat Apple mitgeteilt, dass das Interesse am Independent Repair Provider Program groß sei und man weiterhin plane, Materialien auch für andere Sprachen vorzubereiten. Einen Zeitplan gibt es dafür nicht. 

Stimmen der Werkstätten zum Reparaturprogramm

Anfang des Jahres gab es erste Erfahrungen und Meinungen der zu Apples Reparaturprogramm angemeldeten Werkstätten. Im Februar kamen außerdem Details zum Vertragskonstrukt an die Öffentlichkeit. Aus diesen Berichten lässt sich entnehmen, dass die Werkstätten mit dem aktuellen Prozedere nicht sonderlich zufrieden sind. Das scheint vor allem an folgenden Punkten zu liegen:

  • Komplexer Anmeldeprozess
  • Überteuerte Preise der Ersatzteile
  • Einschränkender Vertrag mit strengen Auflagen

Komplexer Anmeldeprozess

Der Anmeldeprozess für die Zertifizierung zu Apples Reparaturprogramm ist sehr komplex. Viele Dokumente, Bestätigungen und detaillierte Fotos der Werkstatt sind für die Anmeldung nötig. Louis Rossmann schildert in seinem YouTube Video ein Beispiel eines unabhängigen Reparaturdienstes. Gestartet wurde der Prozess im August 2019, direkt am Tag der Ankündigung über das IRP. Im Dezember, vier Monate nach dem ersten Kontakt, gab es immer noch keinen finalen Abschluss dazu. 

Überteuerte Preise der Ersatzteile

Apple bietet den IRPs die Originalersatzteile nur dann zu einem guten Preis an, wenn diese nach dem Wechsel die defekten Bauteile ihrer Kunden einschicken. Das gilt allerdings nur bei eingeschickten Originalen. Hat ein Kunde also schon einmal etwas am iPhone repariert, dann muss er den überteuerten Preis bezahlen. Laut FOX Business kostet der Akku dann über 100 $ (statt 25 $ nach Einschicken der alten Batterie). So wird den IRPs eine transparente Preispolitik erschwert. Vor allem wenn man sich die Konkurrenz der angemeldeten Werkstätten anschaut: Apple und die autorisierten Service-Anbieter. 

Einschränkender Vertrag mit strengen Auflagen

Um die Zertifizierung zu bekommen, müssen unabhängige Werkstätten strenge Auflagen erfüllen. Die Vertragsbedingungen werden als “übergriffig und erdrückend” bezeichnet. Beispielsweise verpflichten sich Teilnehmer von Apples Reparaturprogramm dazu, ausschließlich Originale anzubieten. Apple behält sich das Recht vor, dies jederzeit unangekündigt zu kontrollieren. Ungewöhnlich daran ist vor allem, dass dies auch fünf Jahre nach Vertragsbeendigung geschehen kann. Außerdem darf der Hersteller laut Vertrag “verbotene Ersatzteile” beschlagnahmen. Was genau damit gemeint ist, ist wohl nicht näher definiert und lässt die Werkstätten somit im Unklaren. Kunden, die die Dienstleistungen der IRPs in Anspruch nehmen wollen, müssen eine spezielle Vereinbarung unterschreiben. Sie versichern zum einen, dass ihnen bewusst ist, dass Apple keine Garantie auf die Reparatur gewährt. Zusätzlich werden die Kontaktdaten des Kunden, wie Name und Anschrift, an das kalifornische Unternehmen übermittelt. 

Fazit

Es scheint fast so, als sei das Programm mehr PR-Gag und Beruhigung gegenüber der Right to Repair Bewegung als ein echtes Versprechen. Ungewiss ist auch, in welchem Stadium Apple das Programm sieht: Ist es aktuell noch in der Beta-Phase und wird auf Basis des Feedbacks überarbeitet? Oder ist das Programm und das Prozedere darum final? Auch einen ungefährer Zeitplan, wann das Programm in anderen Ländern ausgerollt wird, gibt es nicht. 

Uns interessiert das Thema vor allem, weil wir wissen wollen, wie sich Apple gegenüber der Reparatur von nicht-autorisierten Partnern verhält. Wird sich das Unternehmen weiter öffnen und irgendwann weniger Fallstricke für eine Reparatur in Eigenregie einbauen? Oder war die Ankündigung des Independent Repair Programs wirklich nur dazu gedacht, die Right to Repair Bewegung zu beschwichtigen?

Bis Apple eine eindeutige Richtung einschlägt, werden wir uns weiterhin treu bleiben: Durch hochwertige Ersatzteile und detaillierte Anleitungen geben wir dir die Möglichkeit, eigenständig bestmögliche Reparaturergebnisse zu erzielen. Und dadurch bleibst du unabhängig.