Googles viel diskutiertes modulares Smartphone „Project Ara“ hätte diese Tage in einer Entwicklerversion zur Verfügung stehen sollen, Anfang September gab Google dann aber bekannt, dass Project Ara doch nicht an den Start gehen würde. Auch die für 2017 geplante Verbraucherversion wurde abgesagt. Schon im Mai hatte das ambitionierte Projekt vom Bereich „Advanced Technology and Products“ (ATAP) einen Rückschlag erlitten, als Google das völlig modulare Konzept durch ein Design mit nur sechs Steckplätzen ersetzte. Die wesentlichen Bauteile wie Sensoren, Akku, CPU und Display sollten dann fest verbaut sein. Diese Änderung kam nachdem ein früherer Verkaufsstart in Puerto Rico kurzfristig abgesagt wurde.
Was wollte Project Ara erreichen?
Die Vorteile eines modularen Smartphones liegen auf der Hand. Der Austausch von Modulen statt ganzen Geräte reduziert Elektroschrott und Umweltbelastung. Auch die Kosten für Kunden hätte Project Ara minimiert, denn ein Modul kostet natürlich weniger als ein ganzes Smartphone. Aber was Project Aras Publikum vor allem begeistert hat, sind die vielen Möglichkeiten, die ein solches Gerät Nutzern weltweit bietet. Kunden mit wenig Geld oder eher bescheidenen Handy-Bedürfnissen könnten sich eine einfache und kostengünstige Version zusammenbasteln, während fortgeschrittene Nutzer bessere Kameras oder leistungsstärkere CPUs anstecken könnten. Die Modularität sollte auch für eine längere Lebensdauer sorgen, denn man müsste nur defekte oder nicht mehr aktuelle Bauteile austauschen, ohne das ganze Smartphone zu ersetzen.
Google stand vor einigen Problemen
Trotz des allgemeinen Interesses, hätte Project Ara wohl seine Schwierigkeiten auf dem Markt gehabt. Die Herstellung von einzelnen austauschbaren Modulen ist teurer als die Herstellung von Standardkomponenten, wie sie in nicht modularen Handys vorkommen. Wie Die Zeit berichtete, stand Google auch vor technischen Problemen, beispielsweise mit der stabilen jedoch flexiblen Anbindung von Modulen. Anscheinend befürchteten viele Modulen-Hersteller sowie Google selbst geringe Verkaufszahlen, die ihre Kosten kaum oder gar nicht decken würden. Das Projekt ist wohl auch einem allgemeinen Bestreben, den ATAP-Bereich zu verschlanken, zum Opfer gefallen. Schade, dass Google ein Vorhaben fallen ließ, in dem so viel Aufwand und so viele Hoffnungen steckten. Die Idee eines modularen Smartphones gibt es aber nach wie vor.
Was sind die Alternativen?
Jedes Unternehmen, das ein komplett modulares Smartphone rausbringen möchte, müsste sich denselben Problemen wie Google stellen. Dabei gibt es aber jetzt schon einige teils modulare Modelle. Das als „weltweit erste ethisch korrekte und modulare Smartphone“ vermarktete Fairphone 2 bietet einige austauschbare Module und Personalisierungsoptionen. Das erweiterbare finnische PuzzlePhone besteht aus drei austauschbaren Hauptmodulen, ist aber wegen Verspätungen bei der Finanzierung noch nicht auf dem Markt. Phonebloks, das 2013 von Dave Hakkens entworfenen Konzept, bleibt eben ein Vorschlag und eine Bewegung, aber kein kaufbares Produkt. Der Akku des 2016 vorgestellten LG G5 lässt sich per Knopfdruck austauschen, und man kann dem neuen LG-Modell auch zusätzliche Module hinzufügen, z.B. für weitere Kamerafunktionen. Das neue Moto Z von Motorola lässt sich mit sogenannten Moto Mods™ erweitern. Es gibt auch noch die Hoffnung, dass Google Project Ara irgendwann durch lizenzierte Hersteller produzieren lässt.
Wie sieht die Zukunft aus?
Auf der einen Seite bleibt das öffentliche Interesse an modularen Handys groß. Auf der anderen Seite spricht momentan wenig dafür, dass die größten Smartphone-Hersteller ihre Produkte modular gestalten wollen. In unseren Teardowns der entsprechenden Modelle könnt ihr mehr über verklebte Komponenten und andere Reparatur-Hindernisse erfahren. Wir von iDoc wünschen uns natürlich umweltfreundlichere und nachhaltigere Produkte, die sich leicht reparieren oder erweitern lassen. Letztendlich schadet die Wegwerfkultur Menschen und Umwelt. Wie eine von Greenpeace beauftragte Studie zeigt, wollen die meisten Verbraucher lieber nicht so oft ihre Mobilgeräte ersetzen. Was sagt ihr dazu? Würdet ihr ein modulares Smartphone kaufen? Schreibt uns einen Kommentar oder klickt „Gefällt mir“, wenn ihr Fans von Modularität seid.