Ist mein Handy wasserdicht, nachdem ich es repariert habe?

Laut einer Umfrage von Areamobile ist es 88% der Smartphone-Nutzer wichtig, dass ihr Gerät vor dem Eindringen von Wasser geschützt ist. Das merken wir auch im Support: Wir werden oft gefragt, ob ein Handy noch wasserdicht ist, nachdem es einmal repariert wurde. Dieser Frage gehen wir im Artikel auf den Grund.

Die Wasserdichtigkeit eines Smartphones wird meist in Form einer IP-Zertifizierung bestätigt. Was genau hinter dieser Kennzahl steckt und welche Erwartungen du an ein wasserdichtes Handy stellen kannst, klären wir in diesem Beitrag. Falls dich die Umfrage von Areamobile interessiert, schau gerne vorbei.

Was sagt die IP-Zertifizierung über die Wasserdichtigkeit aus?

Wenn du zu den 88% gehörst, denen ein wasserdichtes Handy wichtig ist, hast du dich bestimmt schon mit der IP-Zertifizierung beschäftigt. Anhand der zwei Ziffern erkennst du, welcher Schutz das entsprechende Gerät hat. Die erste Zahl zeigt, wie resistent dein Handy gegen Fremdkörper ist, die zweite Zahl kennzeichnet den Wasserschutz. Je höher die Zahl, desto besser der Schutz. Das Zertifikat IP69 ist das höchste, was ein Handy haben kann: Das entspricht einem komplett staubdichten Smartphone, welches gegen Hochdruck- und Dampfreinigung geschützt ist.

Ein Smartphone mit IP69 ist zu 100% vor dem Eindringen von Staub und Wasser gschützt.

IP-Kennzahlen im Detail

Schutz vor Fremdkörpern

  • 0: Ohne Schutz
  • 1: Geschützt vor festen Fremdkörpern (Ø ab 50 mm)
  • 2: Geschützt vor festen Fremdkörpern (Ø ab 12,5 mm)
  • 3: Geschützt vor festen Fremdkörpern (Ø ab 2,5 mm)
  • 4: Geschützt vor festen Fremdkörpern (Ø ab 1,0 mm)
  • 5: Geschützt vor Staub in nicht schädigender Menge
  • 6: Staubdicht

Schutz vor Wasser

  • 0: Ohne Schutz
  • 1: Geschützt vor Tropfwasser
  • 2: Geschützt vor fallendem Tropfwasser (bis zu 15° Neigung)
  • 3: Geschützt vor fallendem Sprühwasser (bis zu 60° gegen die Senkrechte)
  • 4: Geschützt vor allseitigem Spritzwasser
  • 5: Geschützt vor allseitigem Strahlwasser (Düse)
  • 6: Geschützt vor allseitigem starkem Strahlwasser (Düse)
  • 7: Geschützt vor kurzem Untertauchen (30 min bis 1 m Tiefe)
  • 8: Geschützt vor dauerndem Untertauchen (Tiefe laut Hersteller)
  • 9: Geschützt vor Wasser bei Hochdruck- / Dampfstrahlreinigung

Was kannst du von einem wasserdichten Handy erwarten? 

Je nach Hersteller und Schutzart ist ein wasserdichtes Handy also beispielsweise vor Tropfwasser, zeitweiligem Untertauchen oder dauerndem Untertauchen geschützt. Auf den ersten Blick gibt die IP-Schutzart eindeutig an, was du von einem wasserdichten Handy erwarten kannst. Bevor du mit deinem Smartphone baden gehst, solltest du allerdings zwei Dinge wissen:

Die Zertifizierung erfolgt unter Laborbedingungen.

Um das IP-Zertifikat zu erhalten, werden Smartphones unter Laborbedingungen getestet. Dazu wird reines Süßwasser verwendet. Im Alltag wird dein Smartphone wahrscheinlich eher mit anderen Flüssigkeiten in Berührung kommen: Die verschüttete Cola oder ein Bad im Pool sind typische Situationen. Diese Flüssigkeiten werden bei der IP-Zertifizierung gar nicht bedacht. 

Der Schutz ist nicht von Dauer.

Du nutzt dein Handy wahrscheinlich täglich und trägst es entsprechend oft bei dir. Selbst wenn dir dein Gerät nie herunterfällt, können durch permanente äußere Einflüsse – Reibungen in Hosen- oder Jackentasche und das ständige Berühren und In-die-Hand-nehmen – feinste Haarrisse in den Versiegelungen entstehen. Der anfängliche Schutz nimmt im Laufe der Nutzungszeit also ab. Ab wann der Schutz unzuverlässig ist, ist sehr individuell und nicht nachvollziehbar.

Die Angabe des Wasserschutzes solltest du also eher als Notfalllösung sehen und nicht als Garantie für schöne Unterwasserfotos. 

Kleinste Haarrisse im Gehäuse eines Handys entstehen durch Stürze und tägliche Abnutzung. Dein Handy ist dann nicht mehr zu 100% wasserdicht, auch bei einer hohen IP-Kennziffer.

Wie entsteht Wasserdichtigkeit?

Wasserdicht wird dein Smartphone, indem alle Öffnungen, also beispielsweise Mikrofon, Lautsprecher und Ladebuchse, und Spaltmaße versiegelt werden. Kleber und Abdeckungen sorgen für diese Versiegelung. Der Kleber wird dabei unter Druck und Hitzeeinwirkung aufgetragen und muss exakt sitzen. Zusätzlich sorgen Abdeckungen und Polster für weiteren Schutz im Inneren des Geräts.

Konnektoren werden zum zusätzlichen Schutz mit kleinen Polstern geschützt.
Auf dem Bild kann man gut den schützenden Kleber der Hörmuschel sehen.

Ist mein Handy noch wasserdicht, wenn ich es geöffnet habe?

Nachdem wir nun die Erwartungshaltung gegenüber einem wasserdichten Handy geklärt haben, können wir uns mit der eigentlichen Frage beschäftigen: Ist dein Handy nach der Reparatur noch wasserdicht? Und erreicht es durch einen neuen Kleberahmen wieder diesen Status? 

All die genannten Faktoren beeinflussen die Antwort – wie alt ist dein Handy und wie gut war der Schutz überhaupt noch, bevor du es repariert hast? Vor welcher Flüssigkeit willst du dein Handy schützen? Gibt es Haarrisse im Schutzgitter des Lautsprechers? Und wie gut hast du den neuen Kleberahmen aufgetragen?

Nutzt du einen neuen Kleberahmen, kannst du den Schutz vor Eindringen von Wasser auf jeden Fall erhöhen und auch das Reparaturergebnis verbessern – eine Erneuerung der Wasserdichtigkeit ist aus den genannten Gründen aber eher unwahrscheinlich. 

Trotzdem haben wir das Ganze einfach mal getestet. Das Ergebnis aus unserem Experiment kannst du dir im YouTube-Video anschauen: